Hilfe für die Stockente
In diesem Jahr hat das „Schwingenmonitoring-Projekt“ Fahrt aufgenommen. Es dient der Datenerhebung, um Aussagen über das Populationsgeschehen bei Stockenten treffen zu können: Farbe, Form und Abnutzung von Federn bestimmter Körperbereiche lassen Rückschlüsse, insbesondere auf das Alter zu. Die wissenschaftliche Datenauswertung liefert valide Erkenntnisse und bietet die Möglichkeit, die von Jägerinnen und Jägern erhobenen Daten zu sammeln, auszuwerten und für Aussagen zur Populationsentwicklung zu nutzen. Ziel ist es, in dieser Jagdsaison 500 Fotos von Schwingen zu erfassen und damit eine Alters- und Geschlechtsbestimmung durchzuführen. Zukünftig soll für die Datenanalyse eine KI-basierte Lösung genutzt werden, die eine Bestimmung in Echtzeit ermöglicht. Die Einsendung von Fotos statt Schwingen bietet eine Reihe von Vorteilen, etwa einen geringeren Aufwand, da unter anderem der Versand und die Lagerung entfallen.Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein (LJV SH) hat deshalb in Kooperation mit der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen und der Landesjägerschaft Niedersachen (LJN) ein innovatives Projekt ins Leben gerufen. Neuerdings ist in der Tierfundkataster-App ein Schwingenmonitoring integriert. Die Finanzierung erfolgt durch den DJV, die LJN, den LJV Hessen sowie den LJV Schleswig-Holstein.
Warum Monitoring notwendig ist
„Viele denken, der Stockente geht es gut – das stimmt leider nicht“, erklärt Dr. Johannes Lang vom Arbeitskreis Wildbiologie der JLU Gießen. Bereits seit 2016 zeigen Monitoringdaten aus Hessen einen deutlichen Rückgang des Bestandes. Besonders auffällig: Es werden überwiegend junge Erpel erlegt, während erwachsene, weibliche Enten seltener vorkommen. Das ist ein Hinweis auf erhöhte Sterblichkeit. Diese Erkenntnisse sind auch für Niedersachsen und Schleswig-Holstein wichtig, um Ursachen zu verstehen und gezielte Maßnahmen zu entwickeln, betont Christian Hertz-Kleptow, Ornithologe beim LJV SH.
Vom Schwingenversand zur App
In vielen Nachbarländern, etwa Dänemark, senden Jäger abgetrennte Schwingen ein, um das Alter bestimmen zu lassen. In Deutschland geht dies jetzt einfacher: wenige Fotos der erlegten Ente genügen. Über die erweiterte Tierfundkataster-App können diese Bilder hochgeladen werden. Drei Experten analysieren sie unabhängig voneinander – mit einer beeindruckenden Genauigkeit von 94 %. In Zukunft soll eine KI diese Aufgabe übernehmen. Um diese zu trainieren, ist es wichtig, dass in der aktuellen Jagdsaison ausreichend Bilder von Schwingen eingereicht werden. In einer Pilotstudie für die Apperweiterung wurden bereits Ende Mai 2024 in der LJN-Geschäftsstelle 51 Stockenten durch vier kundige Personen untersucht, unter anderem durch Inga Klages aus dem WTE-Team der Landesjägerschaft.
Mitmachen leicht gemacht
Die Teilnahme ist denkbar einfach und dauert nur gut 2 Minuten:
1. Tierfundkatasterapp aus den App-Stores von Apple und Google herunterladen
2. Schwingenmonitoring aufrufen
3. Mit der App fotografieren und hochladen
Jeder Jäger mit Smartphone kann so zum Wildtierforscher werden – ohne großen Aufwand, aber mit großer Wirkung.
Ein Aufruf an die Jägerschaft
Dr. Lang appelliert: „Jäger sind auch Heger. Sie stehen dem Wild verpflichtet gegenüber und können durch ihre Nähe zur Natur entscheidende Daten liefern.“ Und genau das ist der Punkt: Es ist besser, wenn die Jägerschaft selbst forscht und Verantwortung übernimmt, als sich von außen belehren zu lassen. Wer es mit der Hege ernst meint, sollte sich also fragen, ob er bereit ist, aktiv zur Erhaltung der Stockente beizutragen.
PM