Jägerschaft Ammerland: Acht Monate - von der Planung über die Förderung bis zum AufbauDie Falkenaugen bauen einen Schwalbenturm

Die Jugendgruppe des Hegering Nord in Rastede – oder kurz: „Die Falkenaugen“ haben sich in der Vergangenheit immer wieder mit bemerkenswerten Aktionen und viel Engagement für Wild und Natur hervorgetan. Besonders berichtenswert ist ihr letztes Großprojekt: ein Schwalbenturm.  

Die Mehlschwalbe gehört zu den gefährdeten Tierarten. Ihr Bestand geht stetig zurück. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle: illegale Zerstörung von Nestern, Vergrämungsmaßnahmen an Häusern, Insektenschwund. Moderne Architektur macht es Schwalben oft unmöglich, ihre Nester zu bauen. Dabei sind Mehlschwalben nach dem §44 Bundesnaturschutzgesetz geschützte Arten. Das heißt, sie dürfen weder gestört, gefangen, getötet, noch ihre Quartiere zerstört werden. Der Schutz gilt nicht nur für die Vögel selbst, sondern auch für Brutstätten und Gelege. Das Zerstören von Schwalbennestern stellt deshalb eine Straftat dar – während, aber auch außerhalb der Brutzeit. 

Nach einer intensiven Internetrecherche stand für die Jugendgruppe „Die Falkenaugen“ vom Hegering Rastede Nord fest, dass ein Turm speziell für Schwalben gebaut werden soll. Der Schwalbenturm ist eine künstliche Kolonie für Mehlschwalben und somit eine Hilfsmaßnahme für diese Vogelart. Auf einem Mast in vier Metern Höhe befindet sich ein quadratisches Haus an dem 20 künstliche Nistmöglichkeiten angebracht sind. Ein dementsprechender Dachüberstand verhindert, dass Feuchtigkeit in die Nester eindringen kann. Da die Nester außen am Haus des Turmes angebracht wurden, bot es sich an, den Innenraum noch als Versteck für Fledermäuse zugänglich zu machen. Aus diesem Grund wurden zwei Anflugbretter unter dem Haus angebracht, an dem die Tiere durch zwei kleine Schlitze klettern können. 

„Do it yourself!“ 

Etwas zurückgeschreckt ist die Gruppe von den im Internet angegebenen Kosten, die für die Erstellung eines solchen Turmes angegeben waren. Nach eigener Kalkulation bewarben sich die Falkenaugen mit diesem Naturschutzprojekt bei den „Osterhelden“ im letzten Jahr und bekamen eine Fördersumme von 1.000 Euro zugesprochen. Die „Osterhelden“ ist eine Gemeinschaftsaktion aus Oldenburg, welche mit dem Erlös aus dem Verkauf von Lindt Schoko-Osterhasen gemeinnützige Projekte und regionale Einrichtungen unterstützt. 

Alles am Turm sollte selbst durch die Kids angefertigt werden, um zum einen viel zu lernen und zum anderen die Kosten gering zu halten. So trafen sich die Falkenaugen bereits im August, um die 20 Nisthilfen aus Holzbeton selbst anzufertigen und in einem weiteren nachgelagerten Termin, um das Haus zu bauen. 

Eine letzte Hürde?

Falkner Ulf Voss bot der Gruppe an, den Schwalbenturm auf seinem Grundstück im Göhlen aufzustellen. Von der Gemeinde Rastede kam der Hinweis, dass für so ein solches Vorhaben wahrscheinlich eine Baugenehmigung vorliegen muss. Der Landkreis Ammerland bestätigte nach Rücksprache, dass ein Schwalbenturm nicht in der Liste der genehmigungsfreien Bauten im Außenbereich aufgeführt ist und somit genehmigungspflichtig ist. Damit war klar, warum die Kosten für solch einen Turm so hoch anzusetzen sind. Die Solidarität, die die Gruppe in dieser Situation erfahren hat, ist lobens- und erwähnenswert. Das Ingenieurbüro Fecker aus Oldenburg hat kostenlos die Zeichnung und Statik für den Schwalbenturm erstellt und den Bauantrag eingereicht. Der Landkreis Ammerland und die Naturschutzbehörde hat zügig und mit moderaten Gebühren den Bauantrag geprüft und genehmigt. 

Am 21 Februar wurde das Betonfundament mit dem aufnehmenden Rohr gegossen und am 3. März der Schwalbenturm dann endlich aufgestellt. 

„Die Gruppe hat von vielen Seiten bei diesem Projekt Solidarität und Unterstützung erhalten, für die wir uns recht herzlich bedanken. Viele solcher Projekte werden wahrscheinlich nicht angegangen, weil der Bürokratismus und die damit verbundenen Kosten in Deutschland viel zu hoch sind“, sagt Hegeringleiter Lutz Wemken.

Das Redaktionsteam der Blattzeit ist gespannt, wann sich das erste Brutpaar blicken lässt. Vielen Dank an die Kinder für das Engagement!